Ökologische Baustoffe

Die BIG orientiert sich bei der ökologischen Bewertung eines Gebäudes unter anderem am OI3-Index. Dieser berücksichtigt in einer Lebenszyklusbetrachtung (100 Jahre Betrachtungszeitraum) sämtliche im Gebäude vorhandenen Aufbauten und dabei verwendete Materialien. Bewertet werden die ökologische Qualität aller Materialien anhand von Umweltindikatoren, das Treibhausgas-, Versauerungspotenzial und der Bedarf an nicht erneuerbarer Primärenergie. Als Einzahlangabe trifft der Indikator eine quantitative Aussage über das Potenzial zur Klimaerwärmung, zur Versauerung der Umwelt und zum Verbrauch nicht erneuerbarer Energieressourcen.

Mit der Wettbewerbsvorgabe zur Anwendung der HBP-Kriterien ist die Bauökologie in der weiterführenden Planung verankert. Für den Neubau werden daher sowohl nachwachsende als auch mineralische Baustoffe, die sich durch nachhaltige Rohstoffgewinnung auszeichnen, zum Teil bereits in der Planung mitberücksichtigt. naBe-Kriterien für den Hochbau sind nicht Teil des Nachhaltigen Mindeststandards, jedoch ebenfalls im HBP hinterlegt und können in den Leistungsverzeichnissen berücksichtigt werden.

Best Practice-Projekte sind zehn Holzhäuser im Wildgarten Wien oder das Ilse Wallentin Haus, das nach dem Laborgebäude in Tulln und dem Türkenwirt nun das dritte Holzgebäude ist, das die BIG für die Universität für Bodenkultur Wien errichtete. Das mit klimaaktiv Gold ausgewiesene Niedrigstenergiegebäude speichert 1.000 t CO2 in seinem Baumaterial. Die Materialwahl, aber auch die bewusste Reduktion oder der Verzicht auf den Einsatz von Materialien hilft Produktionsenergie einzusparen. Das sieht man unter anderem auch am Beispiel TÜWI Wien. Hier wurde bewusst auf Ausbaumaterialien wie Bodenbeläge verzichtet und die Auswirkung mittels Life Cycle Assessment (ÖGNI) dargestellt. 2021 wurde im Zuge der Sanierung von rund 2.000 m² Garagendecke des Bundesrechenzentrums in Wien  die bisherige gemischte  Glasschaum-  und Polystyroldämmung gegen einen haufwerksporigen Leichtbeton mit Lecca-Zuschlagsstoffen auf rein mineralischer Basis ausgewechselt. Die Anwendung für befahrbare Flachdächer war in der Form unerprobt und mit Erschwernissen bei der geforderten Durchtrocknung verbunden. Gemeinsam mit dem Hersteller wurden Lösungen gefunden, die bei künftigen Anwendungen bereits im Vorfeld berücksichtigt werden können. Bei der Errichtung der neuen Landesleitzentrale (LLZ) Klagenfurt wurde das bestehende Gebäude aus statischen Gründen in Holzbauweise aufgestockt. Mit den im Werk vorgefertigten Elementen konnte die Bauzeit auf zehn Monate reduziert werden.

Holz als Baustoff

Dem nachwachsenden Rohstoff Holz werden viele gute Eigenschaften attestiert, er speichert bereits gebundenes CO2, lässt Bauzeiten kürzer werden und vermittelt zudem ein behagliches Raum und Lebensgefühl.

Eine diesjährige Stakeholder-Umfrage der BIG zum Thema Holz ergab eine hohe Zustimmung (86 %) für den verstärkten Einsatz des Baustoffes Holz – nicht zuletzt aufgrund des höheren Vorfertigungsgrades und seiner guten Ökobilanz. 81 % der Teilnehmenden sahen vor allem größeres Potenzial für Hybridbauweise insbesondere für höhere Gebäude aus Gründen des Brandschutzes oder des besseren Trittschalls. 

In unserer Broschüre Holzgebäude im BIG Portfolio stellen wir Holzbauprojekte der letzten Jahres vor (siehe nachstehenden Download):

Labor- und Bürogebäude der IFA in Tulln

Holzanteil 400m3     CO2 Einsparung: 400t 

Das Labor- und Bürogebäude der IFA in Tulln (BOKU Wien), Holzbaupreisträger 2018 in der Kategorie öffentlichen Bauten, entstand in nur 9 Monaten. Gemeinsam mit dem Land, der Stadt Tulln und der Universität gelang es, innerhalb kürzester Zeit ein Labor mit ökologisch-energetischer Qualität in Niedrigenergiestandard zu errichten. In dem zweigeschoßigen Holzbau mit rund 1.200 m2 Fläche sind hochmoderne Forschungslabore unter gebracht. In diesem Kompetenzzentrum werden die Forschungsschwerpunkte erneuerbare Ressourcen, Bioressourcen und biobasierte Technologie vorangetrieben. Vor Ort bekommt man das natürliche Raumklima durch den Baustoff Holz mit aktiviertem Boden zur Kühlung unmittelbar zu spüren - seine natürliche Ästhetik verschafft ein besonders angenehmes Raumklima. Durch die durchdachte Ausrichtung des Gebäudes (Büroeinheiten sind nach Süden und Westen gerichtet, Labors auf der blendfreien Nordseite des Gebäudes) und die mechanischen Be- und Entlüftung mit Nachtkühlung über Fenster in Verbindung mit einem außenliegenden Sonnenschutz ist die Versorgung mit Frischluft und die Schaffung eines wohltemperierten Raumklimas energiesparend möglich. Mit der hochwertig gedämmten, thermischen Gebäudehülle aus unbehandeltem Lärchenholz ist ein Labor im Niedrigenergiehausstandard entstanden. Aber nicht nur der Betrieb ist energiearm, sondern auch der Bau des ersten Labor-Holzgebäudes war emissionsfreundlich: So hat nach intensiver Planung und Vorfertigung der Aufbau des Leichtgebäudes nur noch 7 Tagen gedauert. Die Entstehung des innovativen Holzgebäudes wurde mit einer Drohne filmisch begleitet. Auch für uns  eine Gelegenheit die Umsetzung eines Projekts einmal von einer ganz anderen Perspektive aus betrachten zu können. Mehr zur IFA Tulln erfahren Sie hier...

Zubau des Schülerheims in Wieselburg

Im Zuge der Modernisierung der landwirtschaftlichen Fachschule wurde auf Betreiben der Schule ein neues Schülerheim zugebaut, in dem Holz als Hauptbaustoff verwendet wurde. Neben einer statisch tragende Holzkonstruktion sind auch die Fassaden in Form einer Stulpschalung mit Dreischichtplatten großflächig errichtet.  An der Außenhülle des zweiten neu errichteten Turnsaals befinden sich Dünnschicht-Solarzellen, die Schülern wie Forschern als flexible Versuchs- und Demonstrationsanlage dienen. Das Bauvorhaben wurde mit dem Holzbaupreis 2008 des Landes Niederösterreich in der Kategorie Öffentlicher Bau ausgezeichnet.

HTBLA Hallstatt

Die Erweiterung des Werkstättengebäudes wurde in einer tragenden mehrgeschossigen Holz – und Stahlbaukonstruktion ausgeführt. Der gesamte Innenausbau und die Fassade erfolgten in Holz. Zusätzlich wurde ein Pavillon errichtet, wobei dieser in seiner vertikalen Konstruktion (Wände) aus Beton und in seiner horizontalen Konstruktion in Holz (Decken) ausgeführt ist.

Grund für die Entscheidung Holz als Hauptbaustoff einzusetzen war der Wunsch der HTBLA. Da es sich bei der HTBLA um eine Holzbaulehranstalt handelt bestand schon in der Projektidee der große Wunsch vorwiegend Holz einzusetzen.

HBLA Bruck/Mur

Auch beim Umbau und bei der Erweiterung der HBLA Bruck/Mur wurde Holz als Hauptbaustoff eingesetzt. Das Gebäude bekam eine neue Fassade in Holzbauweise und der Innenraum wurde mit Holz funktional komplett neu gestaltet.

Da sich die HBLA Bruck/Mur ausgiebig mit dem Rohstoff Holz beschäftigt, bestand schon in der Projektidee der große Wunsch vorwiegend Holz einzusetzen. Das neue Gebäude wird aufgrund seiner guten Dämmwerte nun der Bezeichnung Niedrigenergiehaus gerecht und entspricht damit den klima:aktiv Anforderungen.

BG/BRG Schwechat

Die Schule wurde um einen dreistöckigen, unterkellerten Neubau auf der gegenüberliegenden Seite des Altbestandes erweitert und ist im ersten Stock über eine gläserne Brücke mit dem Altbestand verbunden. Unterirdisch befinden sich der neue Doppelturnsaal samt Umkleiden und die Haustechnik. Als statischer Hauptträger wurde Stahlbeton eingesetzt, die Zwischenträger wurden in Holzbauweise ausgeführt.

Bei einem Architekturwettbewerb entschied eine Fachjury zu Gunsten des Baustoffes Holz. Lamellen vor großen Fenstern prägen die Fassade des ersten und zweiten Stocks. Das neue Schulgebäude erreicht Niedrigenergiestandard. 

BSZ Feldbach

Beim Bauvorhaben BSZ Feldbach wurde eine Aufstockung für neue Klassenräume in Holzbauweise errichtet. Grund für die Entscheidung Holz als Hauptbaustoff einzusetzen waren vorwiegend statische Erfordernisse (Leichtbau wegen schlechter Bausubstanz und schlechtem Untergrund). Die Aufstockung erfolgte in Leichtbauweise mit Brettschichtplatten, statisch tragend. Die Vorfertigung im Werk ermöglichte eine rasche Bauabwicklung vor Ort.

In Planung: TÜWI BOKU Wien

Im Neubau des TÜWI-Gebäudes sollen drei Institute sowie Lehr- und Lernbereiche und eine Mineraliensammlung untergebracht werden. „Ganz besonders freuen wir uns über die Errichtung eines Hörsaals mit Platz für rund 400 Studierende. Dieser wird dringend benötigt, um größere Lehrveranstaltungen nicht länger extern auslagern zu müssen“, so Andrea Reithmayer, Vizerektorin der BOKU. Um die Verpflegungssituation der Studierenden und Mitarbeiter zu verbessern, werden eine Mensa und ein TÜWI-Lokal mit Gastgärten eingeplant. BIG und BOKU beabsichtigen für den Neubau eine Nachhaltigkeitszertifizierung höchster Qualitätsstufe zu erreichen mit dem Ziel ein Gebäude mit Plusenergiestandard zu errichten. Besonderer Fokus im Wettbewerbsverfahren lag daher auf der Integration von ökologischen Baustoffen sowie der Optimierung von Innenraumklima, Funktionalität, Gebäudebegrünung, Lebenszykluskosten und nachhaltigem Freiraum. Bei der Umsetzung sollen die oberirdischen Stockwerke großzügig verglast werden, um für ausreichend Tageslicht im Inneren zu sorgen. Vertikal angeordnete Holzschwerter werden die Fassade optisch nach außen prägen und sorgen für eine gute Anpassung des Gebäudes an die Umgebung.

Ehemaliges Postamt in Kufstein

Ein Vorzeigeprojekt der ARE West ist das ehemalige Postamt in Kufstein, das zu einer modernen Tierarztpraxis umgebaut wurde. Der Holzbau mit seiner außergewöhnlichen Fassade ist seit Februar 2015 ein neuer Blinkfang im Herzen der Kleinstadt.

Reduce – Reuse – Recycle

Ziel ist ein verstärkter Einsatz von Baumaterialien, die aus nachhaltig bewirtschafteten nachwachsenden Rohstoffen bestehen, Produktionsenergie sparen und eine umweltgerechte Entsorgung ermöglichen. Dabei werden der nachwachsende Rohstoff Holz und mineralische Baustoffe, die sich durch nachhaltige Rohstoffgewinnung auszeichnen, verstärkt in der Planung mitberücksichtigt. Bei der BIG wird Holz aufgrund des großen technologischen Potentials und der ästhetischen Möglichkeiten in Planungen von Bau und Sanierungen verstärkt eingesetzt. Neben seinen guten Materialeigenschaften – Vielseitigkeit, geringes Gewicht, kurze Bauzeiten, hohe Vorfertigungsstufen – spielt es auch aus nachhaltig ökologischer Sicht nach den Ergebnissen der jüngsten Umfrage auch zunehmend für unsere Stakeholder eine immer größere Rolle.

Die nachhaltigste Weise, Produktionsenergie und Ressourcenverbrauch zu reduzieren, liegt in der Optimierung des Gebäudebestandes und der Abfallvermeidung in hohem Maße. Das bedeutet effizienten Materialeinsatz durch direkte Wiederverwendung, Wiederverwertung oder Recycling zu forcieren, kurz dem Grundsatz Reduce – Reuse – Recycle zu folgen. Daher haben wir mit Vorzeigeprojekten den verwertungsorientierten Rückbau großflächig pilotiert und wollen das Thema der Kreislaufwirtschaft vorantreiben.

MedUni Campus Mariannengasse, Wien

Großes Wiederverwendungs-Potential der künftigen MedUni Mariannengasse: Ein Vorzeigebeispiel für die nachhaltige Ressourcenverwendung des Bestands ist aktuell der Umbau des alten Wien Energie-Gebäudes in der Mariannengasse, 1090 Wien zum neuen MedUni Campus gemeinsam mit der MedUni Wien. Für die Zeit  bis zum Umbau wird eine intensive und verwertungsorientierte Rückbauphase durchgeführt. In Kooperation mit BauKarussell, dem ersten österreichischen Anbieter für verwertungsorientierten Rückbau, wird diese Phase intensiv für Urban Mining genutzt und Materialien werden sortenrein getrennt sowie Bauteile und Baumaterialien direkt der Wiederverwendung zugeführt. BIG und MedUni Wien sind vor Umbau aktuell in einer intensiven verwertungsorientierten Rückbauphase, die seit Oktober 2019 von BauKarussell, dem ersten österreichischen Anbieter für verwertungsorientierten Rückbau, durchgeführt wird. Dort, wo ab 2025 Wiener Medizinstudentinnen und -studenten ein und aus gehen werden, wird zurzeit Urban Mining mit sozialem Mehrwert durchgeführt: Bevor der neue MedUni Campus Mariannengasse errichtet wird, werden in einer Kooperation aus den auf dem Bauareal noch bestehenden Gebäuden von BauKarussell Re-Use-fähige Bauteile ausgebaut und im Sinne der Kreislaufwirtschaft einer weiteren Verwendung zugeführt.

Bauteilkatalog: Wiederverwendbare Bauteile wie eine Glasdecke und noch vieles mehr werden über den Bauteilkatalog von BauKarussell vermittelt. Ausgebaut wird entweder von den Abnehmerinnen selbst oder direkt von BauKarussell (gegen Abgeltung der personellen Aufwendungen). Im MedUni Campus Mariannengasse wurden von BauKarussell insgesamt 18.276 kg Ressourcen bewegt:

  • bis April 2020 waren es 48.100 kg Material stoffliche Verwertung 
  • und 13.100 kg für Wiederverwendung 

Davon wurden Bauteile an Abnehmer abgegeben, wie etwa an ein Upcycling-Unternehmen das aus 50 Innentüren Fensterbankbeschläge entstehen lässt. Bis Ende November wurden bereits mehr als 3.800 h Arbeitsstunden auf das Konto der Sozialwirtschaft verbucht.

Wildgarten Wien

Auch die Wiederverwendbarkeit oder –verwertbarkeit von mineralischen Wertstoffen (Erdaushub) wird im Rahmen von Re-Use-Piloten getestet. Dabei hat sich gezeigt, dass die Umsetzbarkeit maßgeblich von der Qualität des Materials und den Zwischenlagermöglichkeiten sowie dem Vorhandensein von Flächen für die verarbeitende Infrastruktur (z. B. Betonmahlwerk/-aufbereitung) abhängt. Umgesetzt wird es gegenwärtig im Wildgarten in Wien, einem Projekt der ARE. Hier werden der Aushub hinsichtlich der Qualität seiner mineralischen Wertstoffe analysiert sowie Humus angereichert und zwischengelagert, um diese auf den eigenen Bauplätzen oder in einem nahegelegenen Bauprojekt wiederverwenden zu können.

Projektbezogen werden in der ARE/ARE DEVELOPMENT Baumaterialien alternativen Typs in Hinblick auf Energieeffizienz, Wärme und Entsorgungsqualitäten getestet: Auf dem Rosenhügel, einem Ausläufer des Wienerwaldes entsteht das Wohnprojekt Wildgarten - ein mit der Natur nachbarschaftliches Entwicklungsprojekt, bei dem die Mitgestaltung von Beginn an Teil des Entwicklungskonzepts ist. Hier entsteht viel Freiraum vom Gemeinschaftsgarten bis zur Blumenwiese und Wildhecke. Und es wird auf einzelnen Baufeldern bewusst auf nachhaltige Materialien gesetzt: So werden in der 1. Bauetappe neben zwei in herkömmlicher Ziegelbauweise errichteten Bauplätzen 10 Häuser in Holzbauweise realisiert.