
Seit 2020 sind Lebenszykluskostenanalysen ab Planungsbeginn verpflichtend bei allen Bau- und Generalsanierungsprojekten in wirtschaftliche Entscheidungen mit einzubeziehen. Für jeden Projektstart bei Neubau- und Sanierungsbauvorhaben der BIG wird im Rahmen des Nachhaltigen Mindeststandards eine Übersicht der zu erwartenden Nutzungskosten nach vordefinierten Benchmarks bereitgestellt, die der Beratung der künftigen Mieter und Nutzer und in der Folge dem weiteren Planungsprozess dient. Die Betrachtung der Lebenszykluskosten stellt einen wichtigen Schlüssel für die Rentabilität nachhaltiger Investitionen in Gebäude dar und gibt Aufschluss über relevante Kosten in der Nutzungsphase – ins- besondere die Betriebs-, Reinigungs-, Ver- und Entsorgungskosten des Gebäudes. Das unternehmens- intern zur Verfügung stehende BIG Nutzungskosten- Tool für eine vereinfachte Lebenszykluskostenschätzung liefert eine frühe Grobkostenschätzung zu künftig möglichen Nutzungskosten der Gebäude und zeigt, in welcher Kostengruppe die größten Hebel bzw. Potenziale zur Verringerung der Nutzungskosten in der Planung liegen. Die in manchen Fällen getrennte Budgetbetrachtung der Kundinnen und Kunden von Errichtungs- und Betriebskosten bei Projekten stellt dabei nach wie vor eine Herausforderung für die Umsetzung dar.
Bei Neubau- und Generalsanierungsprojekten wird zudem der Fokus verstärkt auf eine frühzeitige, strukturierte Einbindung des Objekt und Facility Managements (OFM) in sämtlichen Projektphasen gelegt, um den Kundinnen und Kunden ein maßgeschneidertes Gesamtpaket anbieten und die Aspekte des gesamten Lebenszyklus einer Immobilie in die Planung einbeziehen zu können. Unter dem Titel „Baubegleitendes Facility Management“ werden Prozesse, Schnittstellen und Vorlagen erarbeitet, die eine Optimierung des Wissenstransfers ebenso ermöglichen wie eine einheitlich strukturierte Dokumentation der für den Betrieb einer Immobilie wesentlichen Informationen. Ein überzeugendes Projektbeispiel der Lebenszyklusplanung unter Einbeziehung der Betriebsführung bietet die Fakultät für technische Wissenschaften in Innsbruck: Hier konnten Endenergieeinsparungen von über 60 % nach Sanierung nachgewiesen werden.
Bei Sanierungen von Bestandsgebäuden wird seitens des Objekt und Facility Management das FM-Qualitätssiegel zur Auszeichnung von Projekten bzw. Immobilien im Zuge eines Pilotprojektes seit 2021 erstmalig eingesetzt. Das Pilotprojekt findet in Kooperation mit der Facility Management Austria statt und hat die Optimierung von Planung und Bau aus Sicht von Nutzung und Be- trieb im Fokus. Mit dem FM-Qualitätssiegel wird die immer wieder diskutierte und aus Sicht aller Projekt- beteiligten notwendige Forderung umgesetzt, die Erfahrungen und Erkenntnisse, insbesondere auch die Anforderungen aus dem Betrieb, rechtzeitig in den Prozess von Projektentwicklung und Planung einzubringen und auch zu verifizieren, ob die geplanten Ziele erreicht werden können.