Spezialimmobilien

"Die Architektur und vor allem die Gestaltung der inneren Räume hat dazu geführt, dass es hier weniger Aggressionshandlungen untereinander gibt", Oberst Dietmar Knebel, Anstaltsleiter Justizanstalt Salzburg (Interview 2016)

"Wir holen die Menschen dort ab, wo sie stehen", David Klingbacher, stv. Anstaltsleiter Justizanstalt Salzburg (Interview 2016)

Das Portfolio der Spezialimmobilien umfasst eine Gebäudefläche von rund 600.000 Quadratmetern und besteht im Wesentlichen aus Objekten mit einem besonderen Sicherheitsaspekt wie Justizanstalten oder Kasernen. Ein zweiter wichtiger Bereich beinhaltet sogenannte Sonderimmobilien, wie z.B. Stollen, Kriegerfriedhöfe, einen Flakturm, Kirchen, Zollhütten an der Grenze und im Ausland befindliche Botschaftsgebäude. Ein breites Spektrum mit unterschiedlichen Anforderungen, auch an die Nachhaltigkeit. Wir zeigen ihnen mit welchen Herausforderungen dieser Unternehmensbereich bei der Planung und Umsetzung von nachhaltigen Maßnahmen konfrontiert ist und welche Maßnahmen schon umgesetzt werden konnten.

Justizanstalt Salzburg am Standort Puch / Urstein

Werkstätten, Freiräume, Niedrigenergiebauweise

Der Gebäudekomplex der Justizanstalt in Niedrigenergiebauweise ist nicht nur in ökologischer, sondern auch in sozialer Hinsicht ein Vorzeigeprojekt. Entstanden sind Vollzugsabteilungen für männliche Strafgefangene in Normalvollzug und in Untersuchungshaft sowie für Frauen und Jugendliche, eine Krankenabteilung und Familienbesuchszimmer. Angeschlossen sind verschiedene Werkstätten (Kfz, Tischlerei und Schlosserei), eine Bibliothek und Freiräume. Wir waren vor Ort und haben nachgefragt, inwieweit die baulichen Veränderungen Auswirkungen auf das Zusammenleben haben könnten.

Justizpalast Wien

Historisches Gebäude, sanfte Anpassung an die Moderne, Denkmalschutz

Der Justizpalast ist nicht nur Teil der eindrucksvollen Wiener Ringbauten, sondern hat auch große Bedeutung für die österreichische Geschichte. Die Generalsanierung des denkmalgeschützten, von 1875 bis 1881 erbauten Neorenaissance-Gebäudes war daher auch eines der größten und herausforderndsten Projekte der letzten Jahre. Sie umfasste statische Maßnahmen, bauliche sowie  technische Verbesserungen und Reparaturen bei Infrastruktur und Haustechnik, zwei zusätzliche Stiegenhäuser, eine umfassende Neugestaltung der Brandschutzeinrichtungen und die  behindertengerechte Erschließung aller Flächen und Gebäudeteile. Zusätzlich zur Sanierung wurde um ein ganzes in einer Stahl-Holz-Leichtkonstruktion ausgeführtes Bürogeschoß aufgestockt. Um die Räume des Justizpalastes an einen modernen, EDV-gestützten Justizbetrieb anzupassen, musste die von vielen historischen Ereignissen beeinflusste Bausubstanz sehr sensibel behandelt werden. Heikelste Aufgabe war die Konstruktion der großen Aula-Überdachung, da sich die Stahlträger der rund 500 Quadratmeter großen Zierkonstruktion verformt hatten. Nach einer milimetergenauen Vermessung wurde der Stahlbau maßgenau rekonstruiert, damit die Zierelemente wieder exakt versetzt werden konnten. Die alte Einfachverglasung wurde für eine optimierte Dämmung durch Isolierglas ersetzt und die Lüftungsklappen mit Elektromotoren aufgerüstet. Fahrbare Wartungsstege machen die Pflege und Wartung der prächtigen Deckenkonstruktion nun einfacher.

Justizzentrum Eisenstadt

Neubau und Erweiterung, Niedrigenergiestandard, Energiekonzept mit Wärmerückgewinnung, Solaranlage

Nach Abbruch des ehemaligen „Autohaus Nemeth“ entstand das neue Gebäude des Justizzentrums Eisenstadt mit Büros, Archivräumen, Verhandlungssälen und einem zentralen Haupteingang mit Sicherheitsschleuse. Parallel zum Gerichtsneubau wurde die Justizanstalt erweitert. Zusätzlich gibt es Schulungsräume, einen Gymnastikraum, Werkstätten und die Anstaltsküche. Im Außenbereich entstehen drei Spazierhöfe mit Wachturm. Die Neubauten sind auf Niedrigenergiestandard ausgelegt. Für geringen Energieverbrauch und reduzierten Co2 Ausstoß sorgen: Betonkernaktivierung, mechanische Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Hackschnitzelheizung und eine Solaranlage zur Warmwasseraufbereitung.

Justizgebäude Salzburg

Holistic Building Program, Licht, Dachterrassencafe

Das Justizgebäude Salzburg wurde bis Herbst 2018 aufwendig saniert und erweitert. Vom Neubau aus konnten alle Gebäudetrakte zentral und barrierefrei erschlossen werden. Ein Atrium mit Glasdach sorgt für viel Tageslicht sowie eine freundliche Atmosphäre im Bereich der Verhandlungssäle und erleichtert die Orientierung. Großzügig angelegte Fensterflächen und Holzverkleidungen erzeugen einen positiven Raumeindruck und bringen viel natürliches Licht ins Innere.

Neu hinzu kommt ein Dachterrassencafé für Mitarbeiter und Besucher mit Blick auf die Festung Hohensalzburg. Obwohl das Holistic Building Program offiziell im Frühsommer 2015 gelauncht wurde und die Planung in Salzburg zu diesem Zeitpunkt eigentlich abgeschlossen war, wurde bei diesem laufenden Projekt ein „Quereinstieg“ in die praktische Umsetzung des HBP gewagt. Auf diese Weise konnten noch über 80% aller Kriterien umgesetzt und in der Praxis getestet werden.

Die gewonnenen Erfahrungen helfen der BIG, das Holistic Building Program in Zukunft weiter zu verbessern.

Justizzentrum Korneuburg

Erstes Passivhaus in dieser Größe, Energieeffizienz, Wärme- und Lichtregulierung, Solaranlage

Das Justizzentrum Korneuburg ist ein energetisches Vorzeigeprojekt. Es wurde nach Passivhausstandard geplant und ist österreichweit ein Pilotprojekt des BMJ. Energieeffiziente Liftanlagen mit einem Monitoringzeitraum von 3 Jahren. Bei Nichteinhaltung der zugesagten Energieeffizienz, wird ein Teil des erhöhten Haftungsrücklasses einbehalten. Neben dem mechanischen Lüftungssystem wurden automatisierte Außenjalousien angebracht, die sich am Lichteinfall orientieren.

Aufgrund der Passivhausbauweise sind alle Räume mit einer mechanische Lüftung ausgestattet. Für die WC+Pissoir-Spülung, Feuerlöschanlagen sowie für die Gartenbewässerung wird Brunnenwasser verwendet. Die Warmwasserbereitung wird durch eine Solaranlage sowie der Wärmerückgewinnung der Kühlzellen gespeist.

Das Justizzentrum Korneuburg wurde zu einem der innovativsten Gebäude Österreichs für 2015 ausgezeichnet und erhielt den Staatspreis 2014 für Architektur und Nachhaltigkeit.