Draingarden entlastet Kanalsystem

Da Wasserrückstau bei Starkregenereignissen zur Überlastung des öffentlichen Sammelkanals führte, musste eine Lösung für die HTL und HAK St. Pölten gefunden werden. Es fehlten Versickerungsflächen und neben einer verzögerten Einleitungsmaßnahme in den Kanal, leitete die bestehende Verkehrswegebaulösung mit Hochbordsteinen das Wasser zudem an bestehenden Grünflächen vorbei. Das hatte neben einer Überlastung auch zur Folge, dass der Untergrund trotz Wassermassen austrocknete und Pflanzen gesondert bewässert werden mussten. Aus diesem Grund und zur Vermeidung von Folgeschäden wurden zukunftsweisende Entkoppelungsmaßnahmen auf insgesamt 10.000m2 (Park- und Dachfläche) umgesetzt:

1. Draingardenerweiterung Parkplatz HTL St. Pölten: Wo vorher ein mit Folie ummanteltes Kiesrigol mit Abflußdrossel als verzögerte Einleitungsmaßnahme in den öffentlichen Kanal diente, kam nun ein von der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU) gemeinsam mit heimischen Unternehmen entwickelter DRAINGARDEN zum Einsatz. Im Ergebnis wurde das System auf über 4.000m2 PKW-Parkfläche eingesetzt. Dieser begrünte, mit speziellen Bodensubstraten gefüllte Bodenfilter kann pro Kubikmeter Substrat bis zu 450 Liter Wasserspeichern, das in einer nachfolgenden Trockenperiode wieder an die Bepflanzung (Bäume, Sträucher) abgegeben wird. Die Pflanzen verdunsten ihrerseits das gespeicherte Wasser und kühlen dadurch ihre Umgebung. Auch die Beschattung durch die Bäume verhindert das Aufheizen der Asphaltflächen durch Sonneneinstrahlung, was zur rascheren abendlichen Abkühlung und Verbesserung des Mikroklimas beiträgt. 

Neben einer Abkühlung der Flächen durch Verdunstung profitieren auch Pflanzen und die Bewirtschafter der Grünflächen, da ein Gießmanagement nicht mehr erforderlich ist. So sollte ab der 3.-4. Wuchsperiode ein Gießaufwand nur noch in langen Trockenperioden entstehen, danach befindet sich die Bepflanzung in der Regel versorgungstechnisch im Gleichgewicht. Ein weiterer Vorteil ist, dass der DRAINGARDEN Kohlenwasserstoffe ausfiltert und durch die in ihm lebenden Mikroorganismen mit der Zeit auch abbauen kann.

2. Extensive und Intensive Begrünung des Werkstättendaches: Im Herbst 2018 wurden auf ca. 6.000m2 Dachfläche der Werkstättenhallen aufgrund der selben Problematik, die Regenwasserrückhaltung durch Aufbringen eines Exentensivsubstrates, anstelle des bisherigen Blechdaches, wesentlich verbessert und kann ein Abflußbeiwert von 0,5 angesetzt werden. Als Dachbahn wurde eine biozidfreie Variante mit technischem Wurzelschutz gewählt, um die Umwelt zu entlasten. 

Zur Prüfung der Wasserqualität des vom Dach abgehenden Niederschlagswassers wurde in einen Fallstrang eine Probenentnahmestelle eingebaut. Dies schon vorausschauend mit Blick auf so manche Wasserrechtsbehörden benachbarter Länder, die vereinzelt Qualitätskontrollen von Dachwässern, nach wasserrechtlichen Bestimmungen fordern. In einem kleinen Teilbereich wurde ein intensives Gründach - ohne Polystyroldämmung - nur mit Substratauflage ausgeführt. Hier wird in Zusammenarbeit mit HTL, BOKU und TU die Tauglichkeit derartiger Systeme für zukünftige Projekte erforscht. In einigen BIG-fremden Pilotprojekten wurde diese Methode bereits erfolgreich bei Stärken zwischen > 35 cm Substratauflage angewendet.