Über 350 BIG Immobilien, rund 25 % der Mietvertragsflächen, stehen heute unter Denkmalschutz. Ein bauliches Erbe das wir bewahren wollen. Die Erhaltung und wirtschaftliche Führung denkmalgeschützter Bauwerke ist eine große Herausforderung, bedeutet aber gleichzeitig eine wichtige Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schaffen.
Historische Schmuckstücke
Zu den historischen Bauwerken die in der Obsorge der BIG stehen, gehören unter anderem der Justizpalast in Wien, das Landesgericht Salzburg, aber auch die Universitäten, Ministerien, so manches Palais sowie das Festspielhaus und die Kollegienkirche in Salzburg. Letzere ist nach Abschluss der umfassenden Sanierungsarbeiten seit 2013 der Öffentlichkeit wieder frei zugänglich. Wir waren vor Ort und haben uns ein wenig umgesehen.
Die Kollegienkirche in Salzburg blickt auf eine lange Geschichte zurück: Professoren und Studenten hatten um Gottesdienste abzuhalten ursprünglich nur einen Saal - die Aula academica - zur Verfügung, in dem auch Theateraufführungen und andere Festlichkeiten statt fanden.
1694 entschloß man sich zum Bau einer eigenen Universitätskirche, die von keinem geringeren als Johann Bernhard Fischer von Erlach erbaut wurde. Das monumentalste sakrale Bauwerk nach dem Dom, das mit seiner prächtigen Schaufassade zu den großartigsten Barockkirchen Österreichs zählt, beeinflusste durch seine stilistische Eigenart nachhaltig die spätbarocke Kirchenarchitektur in Süddeutschland. Die Kapellen im Kircheninneren sind den Heiligen der vier Fakultäten gewidmet: Thomas von Aquin die Theologie, Ivo die Rechtswissenschaft, Lukas die Medizin und Katharina die Philosophie.
Im Laufe der Jahre erlebte die Universitätskirche ein wechselhaftes Schicksal. So wurde sie von Napoleons Truppen als sie 1800 die Stadt belagerten, als Heulager verwendet. Noch heute kann man die Brandstellen im marmornen Boden der Kirche sehen, an denen sich Napoleons Männer die Hände gewärmt haben.
Heute 300 Jahre später erstrahlt sie in ihrer ursprünglichen Pracht wieder und wird auch für Konzerte, besonders im Rahmen der Salzburger Festspiele geöffnet. Der prächtige Bild-Text-Band Kollegienkirche Salzburg/Pustet Verlag setzt sich neben der detaillierten Dokumentation des Gebäudes auch damit auseinander, was dieses europäische Bauwerk spätbarocker Prägung so einzigartig und bedeutend macht.
Kaum ein Gebäude ist mit Österreichs jüngerer Geschichte enger verknüpft als der Justizpalast. Er ist nicht nur Teil der eindrucksvollen Wiener Ringbauten, sondern hat auch große Bedeutung für die österreichische Geschichte.
Die Generalsanierung des denkmalgeschützten, von 1875 bis 1881 erbauten Neorenaissance-Gebäudes war daher auch eines der größten und herausforderndsten Projekte der BIG der letzten Jahre. Sie umfasste statische Maßnahmen, bauliche sowie technische Verbesserungen und Reparaturen bei Infrastruktur und Haustechnik, zwei zusätzliche Stiegenhäuser, die Neugestaltung der Brandschutzeinrichtungen und barrierefreie Erschließung. Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurde auch ein in einer Stahl-Holz-Leichtkonstruktion ausgeführtes Bürogeschoß aufgestockt. Neu sind darüber hinaus der unterirdische Bücherspeicher mit Platz für 5.000 Laufmeter Bücher und die Cafeteria mit Dachterrasse. Die Wand- und Bodenflächen, diverse Plastiken und Wandmalereien wurden in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt restauriert.
Heikelste Aufgabe war die Konstruktion der großen Aula-Überdachung, da sich die Stahlträger der rund 500 Quadratmeter großen Zierkonstruktion verformt hatten. Nach einer millimetergenauen Vermessung wurde der Stahlbau maßgenau rekonstruiert, damit die Zierelemente wieder exakt versetzt werden konnten. Die alte Einfachverglasung wurde für eine optimierte Dämmung durch Isolierglas ersetzt und die Lüftungsklappen mit Elektromotoren aufgerüstet. Fahrbare Wartungsstege machen die Pflege und Wartung der prächtigen Deckenkonstruktion nun einfacher.
Das Landesgericht befindet sich derzeit im baulichen Umbruch und wird mit besonderen Augenmerk auf umfassende nachhaltige Maßnahmen saniert. Mit Erfolg: Es ist das erste historische Gebäude, das zu einem hohen Prozentsatz alle Kriterien unseres Holistic Building Program Katalogs erfüllt.
Was wird gemacht? Die über hundert Jahre alte Gebäudestruktur und die Außenfassaden des historischen Justizgebäudes bleiben aus Denkmalschutzgründen nahezu unverändert. Ein Atrium mit Glasdach sorgt für viel Tageslicht und freundliche Atmosphäre im Bereich der Verhandlungssäle und erleichtert die Orientierung. Großzügig angelegte Fensterflächen und Holzverkleidungen erzeugen einen positiven Raumeindruck und bringen viel natürliches Licht ins Innere. Neu hinzu kommt ein Dachterrassencafé für Mitarbeiter und Besucher mit Blick auf die Festung Hohen Salzburg. Im Neubau werden künftig der Eingang samt Sicherheitsschleuse, das Justiz-Servicecenter und Verhandlungssäle untergebracht sein. Vom Neubau aus können alle Gebäudetrakte zentral und barrierefrei erschlossen werden.
Großer Wert wird auf den sensiblen Umgang mit der historischen Substanz gelegt, was auch den Ausschlag im vorangegangenen Wettbewerb gab, den SUE Architekten gewannen: „Im Umgang mit dem Bestand zeigt sich, dass der Verfasser über ein hohes Maß an Erfahrung und Kompetenz mit historischen Gebäuden verfügt. Defizite der historischen Erschließung werden durch die neuen Atrien feinsinnig ergänzt und repariert. (…)Neubau und Bestand werden symbiotisch zusammengefügt ohne die jeweiligen Eigenständigkeiten aufzugeben. Sie ergänzen einander und werten sich gegenseitig auf. Es ist somit die Grundlage für ein zeitgemäßes, öffentliches Institut Verwaltungsgebäude gegeben.“
Im Zuge der Sanierung bekam das sich in der Böcklinstraße befindliche Gebäude nicht nur ein neues Dach und eine sanierte Fassade, sondern wurde auch technisch und funktionell gesehen auf den neuesten Stand gebracht.
Schwerpunkt lag darauf das Haus auch barrierefrei zu gestalten. Heute ist das Atelier über zwei Rampen, zwei Aufzüge und die entsprechende Gestaltung der Sanitäranlagen zugänglich.
2012 wurde es der Akademie der bildenden Künste rundum erneuert übergeben, zum Eröffnungsvideo...
Mahnmale für die Zukunft
Unter den geschichtlich geprägten Bauten sind auch einige, die unter dem NS-Regimes entstanden sind, wie etwa der Wiener Flakturm im Ahrenbergpark, das ehemalige Konzentrationslager Melk, mehr als 30 Kriegerfriedhöfe und mehr als 150 Stollen.
Darunter das Stollensystem St. Georgen an der Gusen. Diese unterirdische Fabrik mit dem Decknamen „B8 Bergkristall“ diente im Zweiten Weltkrieg als Produktionsstätte für Flugzeuge. Viele tausend Zwangsarbeiter verloren dort ihr Leben. Die BIG hat einem Team rund um die beiden Autoren Robert Bouchal und Johannes Sachslehner die Tore zu diesen unterirdischen Welten geöffnet. Die zwei Autoren haben über ein Jahr die Geschichte der unterirdischen Bauwerke erforscht und die Ergebnisse dieser Vor-Ort-Recherche in ihrem Buch „Unterirdisches Österreich - Vergessene Stollen, geheime Projekte“ verarbeitet.
Auch der Kurzfilm „Ein mörderischer Lärm“ der französischen Künstlerin und Filmemacherin Tatiana Lecomte setzt sich mit dem schweren Erbe der NS-Zeit auseinander und beschäftigt sich anlässlich des Gedenkjahres 2015 zur Beendigung des Zweiten Weltkrieges mit der Geschichte des Stollen in Gusen. Die Künstlerin Tatjana Lecomte dazu: Erinnerung wach zu halten, ist ein historisches, politisches und moralisches Gebot. Wie das heute und in Zukunft gelingen kann, ist eine schwierige und offene Frage.
Zeitgenössische Kunstwerke
Neben historischen Bauwerken hat sich die BIG auch die Erhaltung und Restaurierung von historischen und zeitgenössischen Kunstwerken zur Aufgabe gemacht. Mit der Übernahme der Liegenschaften aus dem Bundeseigentum hat sie denkmalgeschützte Ensembles und Kunstgegenstände übernommen. Das Portfolio reicht von Bildern, Skulpturen und Fresken, über Brunnen und Lampen bis hin zu zeitgenössischen Installationen.
Ein seltenes Beispiel für die vielfältigen Kunstschätze der BIG ist das Theatrum Sacrum (lat. „Heiliges Theater“), ein barockes, sakrales Figurentheater im ehemaligen Ursulinenkloster, dem heutigen Studentenwohnheim in der Johannesgasse im ersten Wiener Gemeindebezirk. Über drei Stockwerke sind die Vitrinen mit Heiligenfiguren und Panoramamalereien in Wandnischen verteilt, ein Zyklus der bereits 1740 geschaffen wurde. Das Theatrum Sacrum war seit einiger Zeit in keinem guten Zustand, stark verstaubt und teilweise von Schimmelpilz befallen. Im Zuge der Generalsanierung, die von 2013 bis 2015 durchgeführt wurde, wurden die 41 Vitrinen gereinigt und mit einer Befeuchtungsanlage zur Sicherung eines dauerhaft stabilen Raumklimas ausgestattet. Die letzten Figuren wurden im Dezember 2015 aus den Ateliers der Restauratoren abgeholt und Anfang des Jahres im Haus reinstalliert. Bereits während der Baumaßnahmen wurde eine der Nischen samt Heiligenfigur exemplarisch vom Bundesdenkmalamt restaurieret. Diese Musterrestaurierung diente als Startschuss für weitere Vorhaben. Drei weitere Nischen wurden im letzten Jahr im Auftrag der BIG komplett restauriert.